Salta al contenuto principale
Passa alla visualizzazione normale.

ARIANNA DI BELLA

Karl I. Stuart bei Andreas Gryphius und Heinrich Heine: Gegensätzliche Herrscherbilder

Abstract

Karl I. Stuart, Herrscher oder Märtyrer? Die Darstellung von Herrscherfiguren, Königen und Führern in der Literatur ist überaus mannigfaltig und abhängig davon, welche Bedeutung ihnen in der Geschichte bzw. in einer bestimmtem Zeitspanne zugemessen wird. Zwar begegnen wir in diesem Genre durchaus oft dem Bild des Tyrannen mit grenzenloser Machtbefugnis, weitaus häufiger jedoch treten uns auch hier Menschen, Persönlichkeiten mit höchst ausdifferenzierten Charakterzügen entgegen. Dies lässt sich auch an der Figur von Karl I. Stuart zeigen, der am 30. Januar 1649 infolge einer Verschwörung des englischen Parlaments enthauptet und als erster unter den englischen Monarchen öffentlich hingerichtet wurde. Ihm ist der folgende Beitrag gewidmet. Dabei soll insbesondere auf Andreas Gryphius´ Werk Ermordete Majestät oder Carolus Stuardus von 1650 eingegangen werden, in dem die Gestalt des Königs, der hier als christlich stoischer Held dargestellt wird, zum ersten Mal für die Bühne bearbeitet wird. Dieses berühmte Trauerspiel der Barockzeit sieht den englischen König ganz als Märtyrer, dem in einer zweiten Fassung sogar eine Fluchtmöglichkeit gegeben wird, die der König aber ausschlägt, wodurch sich das unglückliche Ende des Herrschers um so nachdrücklicher herausarbeiten lässt. Karl I. nimmt den Tod auf sich, um gehorsam dem monarchischen Prinzip zu folgen und um Blutvergießen zu vermeiden. Andreas Gryphius erkennt deutlich die ambivalenten Züge in der Figur des Herrschers: einerseits erscheint der König als verantwortlicher Machthaber, andererseits zeigt er sich auch als Mensch mit all seinen Schwächen. Das Schicksal vom Karl I. Stuart wird sogar von dem schlesischen Schriftstellern mit der Passion Christi verglichen. In meinem Beitrag wird das Drama untersucht und es wird weiterhin der Frage nachgegangen, ob Carolus Stuardus als wahrhaftes, historisches Dokument gelten kann, oder ob der Protagonist des Werkes eine ganz und gar fiktionale Figur ist, durch die aber der Autor Klarheit in die Beweggründe der historischen Abläufe zu bringen vermag.